© Rainer Weber
Rainer Weber Bassklarinette
Biografie
Der Bassklarinettist Rainer Weber hat sich seit vielen Jahren auf improvisierte Musik
und ihre Ausformungen spezialisiert. In den vergänglichen Momenten und deren
musikalischer Einzigartigkeit, in spontanen klingenden Dialogen mit anderen Musikern
und Künstlern findet er seine ausdrucksstarke Klangsprache. Lyrisch, geräuschhaft,
rhythmisch, melodisch schöpft er das große Potential seiner Bassklarinette aus und
erweitert sein Repertoire stetig um neue Spieltechniken die das Klangspektrum des
Instrumentes in spannende Grenzbereiche führen.
In seinen Projekten arbeitet er häufig interdisziplinär mit bildenden Künstlern,
Lyrikern, Tänzern, Performern etc. zusammen und ist selber auch als Sprecher tätig.
Ebenso führt er Jugendliche und Kinder an die Improvisation heran.
Er konzertiert mit vielen Musikern, u.a. Michael Heupel, Norbert Stein, Simone
Weißenfels, Per, Gärdin, Julius Gabriel, Michael Breitenbach, Fabian Niermann,
Theresia Philipp, tritt regelmäßig beim Improhazard Festival auf und war lange
Mitglied des Improvisations- und Performanceorchesters Adam Noidlt Missiles in Köln.
Rainer Weber lebt in der Nähe von Bonn wo er Musikwissenschaft, Germanistik und
Philosophie studierte.
(Eindrücke gibt es hier: youtube / soundcloud / bandcamp)
Stimmen:
c!ang #5.3 (Buckner-Atelier, Düsseldorf, 30.10.2015)
Rainer Weber – Bassklarinette
Die
Bassklarinette,
so
kann
man
nachlesen,
gehört
zu
den
Instrumenten,
die
aus
einer
Nebenrolle
heraus
zu
einem
ernstzunehmenden,
und
dann
auch
schwierigen
Instrument
geworden
sind.
Und
schaut
man
sich
in
der
Musikgeschichte
um,
dann
trifft
man
auf
die
entsprechenden
Figuren:
Adolphe
Sax,
Gustav
Mahler,
Eric
Dolphy,
Mauricio
Kagel.
Was
sie
gemeinsam
haben,
ist
eine
Liebe
zum
warmen
Klang,
den
die
Bassklarinette
in
erstaunlich
vielen
Varianten
auftragen
kann,
von
wattiert,
klar
und
holzig
bis
leuchtend
und
singend.
Wie
schön
also,
dass
Rainer
Weber
an
diesem
Abend
nach
Düsseldorf
gekommen
war,
um
gleich
mit
dem
ersten
kurzen
Stoß
das
Buckner-Atelier
so
aufzuwärmen,
dass niemand mehr den Sommer missen wollte.
Auf
erste
pentatonische
Ideen
folgten
lang
gezogene
Töne,
Triller,
treffende
Phrasen
und
kleine
Zupfer
am
Blatt;
zauberhaft
die
überblasenen
Partien,
tänzerisch
die
Läufe,
knackend
das
perkussive
Steppen
der
Klappen.
Weber
ist
ein
wunderbarer
Erzähler
auf
dem
Instrument,
der
über
Akzente,
Ton-
und
Klangwechsel,
mit
Komik
und
Geschnatter,
freien
Passagen
und
schnellen
Läufen
wie
selbstverständlich
seinen
‚Stoff‘,
also
seine
Klarinette
spielen
lässt.
Es
mag
überspannt
sein,
seinen
Auftritt
für
eine
Hegelexegese
zu
benutzen,
aber
warum
nicht.
So
wie
Weber
Leichtigkeit
und
Nachdenklichkeit
miteinander
kreuzte,
und
das
im
Modus
der
Improvisation,
durfte
man
sich
eingeladen
fühlen,
über
die
erste
Bedingung
des
freien
Spiels
nachzudenken:
Spontaneität.
Terry
Pinkard
hat
hier
zu
Hegel
eine
treffende
Formulierung
gefunden,
die
das
Problem
umreißt
und
eine
–
sagen
wir
–
experimentelle,
im
Grunde
poetische
Lösung
anbietet:
„Unsere
eigene
Freiheit
ist
eine
Voraussetzung,
die
wir
mir
Blick
auf
uns
selbst
machen
müssen,
ohne
sie
theoretisch
verteidigen
zu
können;
sie
ist
eine
notwendige
Bedingung
dafür,
dass
wir
uns
als
spontane
Wesen
begreifen,
als
Wesen,
die
sich
nicht
nur
als
körperliche
Dinge
innerhalb
der
Welt
sehen,
sondern
eine
subjektive
Sichtweise
auf
die
Welt
haben.“
(Pinkard,
„Das
Paradox
der
Autonomie:
Kants
Problem
und
Hegels
Lösung“,
2002)
Daraus
kann
man
eine
denkbar
gute
Haltung
ableiten,
die
von
der
großen
Geste
der
Befreiung
entspannt.
Weber
scheint
diesen
Modus
bereits
gefunden
zu
haben,
konnte
er
doch
wie
selbstverständlich
der
Zeit
das
Spiel,
dem
Raum
den
Klang
und
der
Tonfolge
das Erzählen beibringen. Wenn das keine subjektive Sichtweise auf die Welt ist, was dann?
(Claas Morgenroth, 31.10.2015)